
In Girlan, dem  malerischen Weindorf im Überetsch, ist der 11. November ein ganz  besonderer Tag. Hier ist an St. Martin nämlich auch noch Kirchtag, denn  die Pfarrkirche von Girlan, die das historische Zentrum des Ortes prägt,  ist dem Heiligen Martin geweiht. Traditionell wird der  „Kirchtig“, wie die Einheimischen sagen, hier also ganz groß gefeiert!  Da zu dieser Zeit die Erntearbeiten abgeschlossen sind, hat man auch  allen Grund, endlich einmal Pause zu machen und das Leben so richtig zu  genießen. Früher war es ja so, dass die Bauern erst nach dem Verkauf der  Ernte endlich Zeit und ausreichend Geld hatten, um Notwendiges  einzukaufen und auch schon Vorräte für den Winter anzulegen.
Für die  Girlaner ist es deshalb selbstverständlich, an diesem Tag nicht zu  arbeiten, sondern sich ganz dem bunten Markttreiben hinzugeben. Da so  viel Fröhlichkeit ansteckend wirkt, strömen auch viele Besucher aus den  Nachbardörfern, ja sogar aus Bozen und ganz Südtirol zum Kirchtag nach  Girlan. Und für die vielen Urlaubsgäste ist dieser typische,  traditionelle Markt selbstverständlich ebenfalls eine tolle Attraktion.
Fast  alles, was das Herz begehrt, wird hier angeboten: Lebensmittel,  regionale Spezialitäten, Süßigkeiten, Bekleidung, Lederwaren,  Haushaltsgeräte, landwirtschaftliche Maschinen und vereinzelt sogar noch  Vieh. Es wird gehandelt, gefeilscht und gekauft. Um das leibliche Wohl  der vielen Gäste bemühen sich die Girlaner Vereine, und so kommt zu  dieser intensiven Marktatmosphäre bald der Duft von Gebratenem, von  Surfleisch, Würsten und gerösteten Kastanien, von Süßem und von  Mandarinen. Der Markt ist ja immer auch ein gesellschaftliches Ereignis,  und auch in Girlan kommt man gerne in gemütlicher Runde zusammen, um  sich zu unterhalten und Neuigkeiten auszutauschen. Dabei wird natürlich  oft auch gleich der junge Wein verkostet, und man kann mit den  Weinbauern über den neuen Jahrgang fachsimpeln.
Mit Einbruch der  Dunkelheit werden die Marktstände zwar abgebaut, doch das Fest ist noch  lange nicht zu Ende: In den Stuben und Weinkellern Girlans wird noch  lange weiter gefeiert, manchmal bis ins Morgengrauen hinein. Bei Speck,  Käse und noch mehr vom „Nuien“ klingt der Martinitag in geselliger Runde  aus…
Am nächsten Tag sieht man in Eppan oft noch recht müde Gesichter und derjenige muß sich die Frage gefallen lassen, ob er einen roten Pamper (= rotes Schaf = zuviel roter Wein) in Girlan gekauft hat ;-)